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Leben mit Babyzeichen

Leben mit Babyzeichen bedeutet, diese entspannt in den Familienalltag im Umgang mit dem Baby oder Kleinkind stetig und gezielt über den Tag verteilt einzusetzen. Dabei wird der Situation entsprechend ein Begriff ausgesprochen und die dazu gehörige Gebärde als zusätzliches, unterstützendes Kommunikationsmittel angeboten.
Zu Beginn genügen erste Grundgebärden wie zum Beispiel: „MEHR“, „MILCH“, „FERTIG“, „LICHT“, die das jeweilige Hauptwort zu einer Tätigkeit, einem Gegenstand oder einem Zustand beschreiben.
Somit hört und sieht ein Kind, wie die Dinge benannt werden und kann die Begriffe leichter lernen. Viele Babyzeichen sind assoziative Bewegungen der Hände (Gebärden), die treffend sichtbar machen, wovon wir reden. Bei der Gebärde TRINKEN wird mit einer Hand die Bewegung nachgeahmt, die beim Halten eines Bechers zum Trinken wie in Wirklichkeit ausgeführt wird.


Ein guter Zeitpunkt, um Gebärden ergänzend zur lautsprachlichen Kommunikation mit dem Baby zu nutzen, ist ab dem Lebensalter von etwa 6 Monaten; wenn das Kind Gezielte Kommunikation zeigt. Auch wenn das Kind bereits erste Wörter spricht, ist es sinnvoll Babyzeichen einzusetzen. Gerade zwischen dem 17. und 22. Lebensmonat helfen die Gebärden den Babys darüber hinweg, dass sie sehr viel mehr verstehen, als sie mit ihren Sprachorganen in dieser körperlichen Entwicklungsphase ausdrücken können.


Die jüngsten Babys haben eine längere passive Gebärdenlernphase als die Älteren und zeigen erst nach etwa 2-4 Monaten aktiv das erste Babyzeichen; sie profitieren jedoch von der frühen Startzeit, weil sie bereits viele Gebärden wahrgenommen und gelernt haben. Das bedeutet, dass mit viel Freude mit den Gebärden sogar schon von Geburt an gestartet werden kann.

 

Praktisch alles, was wir dem Kind mitteilen wollen, können wir mit Gesten untermalen. In Liedern, beim Bilderbücher anschauen, im Übergangsritual zum Essen, beim Baden, zum Schlafen gehen.

Zum Schlafengehen wird das Wort „schlafen“ besonders betont und vom Babyzeichen SCHLAFEN begleitet; beim Essen wird gefragt, ob das Kind mehr möchte – das Wort wird hervorgehoben und MEHR gezeigt; und beim Spazierengehen wird zusammen eine Ente betrachtet – das Gesehene benannt und mit der Gebärde ENTE körpersprachlich ergänzt. Je mehr sprachliche Anregungen ein Baby bekommt, umso mehr kann es sich mit diesem System „Sprache“ vertraut machen. Dabei sind kurze prägnante Aussagesätze im Bezug zu dem, was das Kind gerade konkret erlebt, besonders wirkungsvoll. Zu viele Worte können Kinder in diesem jungen Alter schnell überfordern.


Auf dem Weg zum vollständigen Spracherwerb hat das Baby oder Kleinkind damit eine zusätzliche Möglichkeit über das Schreien, die Körperspannung, das Glucksen und Weinen hinaus, Sprache zu nutzen. Es kann uns genauer mitteilen, was es möchte, sich am sozialen Familienleben eigenständiger beteiligen und hat noch dazu ein Mittel, um bestimmte Wörter immer wieder hören zu können.

Babyzeichen übernehmen also eine Art Brückenfunktion oder Stützradtätigkeit hin zum Sprechenkönnen. Einfach und selbstverständlich werden die hilfreichen Gebärden nach und nach von den entsprechenden gesprochenen Wörtern abgelöst – die Kinder nutzen sie dann nur noch in speziellen Situationen.


Besonders schön ist die Verwendung von Babyzeichen auch, um:
  • die Nähe zum Baby zu intensivieren und die Beziehung zueinander zu stärken
  • die Beziehung von Geschwisterkindern zueinander zu vertiefen (die Große kann dem Kleinen etwas beibringen)
  • die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen (Entwicklungsverzögerte, Hörgeschädigte, Sprachschwächere) zu erleichtern und zu fördern
  • mehrsprachigen Kindern das Erlernen verschiedener Sprachen zu erleichtern (zwei Wörter – ein Babyzeichen) und somit auch Sicherheit für den Integrationsprozess zu schaffen
  • in Mehrlingsfamilien eine Verständigungsalternative zur Kindereigenen Mehrlingssprache hinzuzufügen
  • im Vorschulalter mit Hilfe des Fingeralphabets der Deutschen Gebärdensprache das erste Interesse an Buchstaben aufzugreifen und zu unterstützen